Tobias Rehberger - Der Raum dazwischen und andere Verhältnisse

Tobias Rehberger - Der Raum dazwischen und andere Verhältnisse

Tobias Rehberger - Der Raum dazwischen und andere Verhältnisse


Am 23.11.2014 endete in der Villa Merkel in Esslingen im Beisein des Künstlers eine leider viel zu kurze und national zu wenig beachtete Ausstellung des international renommierten Künstlers, der mit dieser Ausstellung z.T. nostalgisch in seine Geburtsstadt zurückkehrte.

 

Rehberger, der heute an der berühmten Städelschule in Frankfurt als Professor für Bildhauerei lehrt, wurde international „geadelt“, als er 2009 bei der 53. Biennale in Venedig den Goldenen Löwen als bester Künstler erhielt. Seine damals prämierte farbenprächtige und raumgreifende Gesamtinstallation der Cafeteria des italienischen Hauptpavillions erfreute sowohl die damaligen, als auch  die zukünftigen Besucher der alle zwei Jahre statt findenten Biennale.

 

Nun also die künstlerische Rückkehr an den Ort seiner Kindheit und Jugend – mit Aquarellen, Plastiken, Lichtarbeiten und Schattenspielen. Die  erste Etage der Villa Merkel  war weitengehend Aquarellen mit lokalem Bezug gewidmet – die zum Teil wandhohen Arbeiten zeigten topografische Stationen seiner persönlichen Landkarte – Atomkraftwerk Neckarwestheim, Stammheim, psychiatrische Klinik in Winnenden, die Stuttgarter Weißenhofsiedlung, den innerstädtische Puff, in Stuttgart liebevoll Dreifarbenhaus genannt, eine Stadtansicht mit Gaskessel etc 

 

Der Künstler malte alle Aquarelle hinter Gitter – als ob er distanziert von außen auf seine Jugenderinnerungen schauen wollte. Die Aquarelle wurden von farbigen, fantasievollen Lampenobjekten „beleuchtet“, die wiederum vernetzt waren mit Haushalten in ganz Deutschland und nur dann in Esslingen leuchteten, wenn sie in den jeweiligen Wohnungen angeschaltet wurden. Insofern war die Ausstellung in der Villa Merkel auch nachts fremdgesteuert beleuchtet.

 

Im zweiten Stock der Ausstellung kam der Bildhauer Rehberger zu seinem Recht. Eine abstrakte Welt voller zum Teil begehbarer Objekte, Skulpturen, die sich erst als Schatten richtig entfalteten, ein Raum voller bildhauerischer Entwürfe – oder sind es fertige Kunstwerke? -  Licht und Schattenspiele erfreuten und verwirrten den Besucher. Welch ein künstlerischer Kontrast zu den „heimatbewegten“ Aquarellen im Erdgeschoss, welch eine künstlerische Spannweite!

 

Der sympathische Künstler beantwortete geduldig die „kunstvollen“ Fragen des Moderators – er sprach von Gegensätzen in seinen Arbeiten, die sich ergänzen und beim Betrachter neue Assoziationen wecken sollen. Abstrakt und Konkret, Harte Linien und weiche Pinselstriche – Rehbergers Ausstellung zeigte viele Facetten seines künstlerischen Wirkens und brachte ihn gleichzeitig seiner früheren Heimat und seinen Wurzeln näher.

 

Klaus Weidner                 November 2014

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