Gallery Weekend Berlin 1.-3.5.2015

Gallery Weekend Berlin vom 1. bis 3. Mai 2015

 

Auf dem offiziellen Plan zum diesjährigen Gallery Weekend in Berlin waren 47 Galerien verzeichnet, die sich beteiligen. Tatsächlich waren es in den 4 maßgeblichen Kunstbezirken Berlins – Charlottenburg, Mitte, Kreuzberg und Potsdamer-/Kurfürstenstr. In Schöneberg - eine Vielzahl von Galerien, die sich an diesem langen Kunstwochenende dem nationalen und internationalen Publikum von ihrer besten Seite zeigten. Ich habe mich bei meinem persönlichen Kunstbummel an den 3 Tagen auf jeweils einen Bezirk pro Tag konzentriert. Zunächst auf die Galerien in der Fasanen-, Mommsen- und Niebuhrstr. In Charlottenburg, dann in Mitte auf die Linien-, August- und Torstr. und schließlich auf die Potsdamer- und Kurfürstenstr. In Schöneberg.

 

Da weniger mehr ist, habe ich mich im Folgenden auf 8 sehr unterschiedliche Künstler beschränkt, die mich besonders beeindruckt haben. Wir beginnen in der St. Elisabeth Kirche in Mitte, wo die weltweit bekannte, polnische Künstlerin Magdalena Abakanowicz (Jg. 1930) den Innenraum mit ihren Skulpturen eindrucksvoll belebte. Sie hat in ihrem Künstlerleben über 1700 dieser Figuren geschaffen und in allen großen Museen dieser Welt ausgestellt.

 

In der Galerie Haas in Charlottenburg stießen wir auf einen weiteren Klassiker, Francis Picaba (1879-1953). Die künstlerische Spannweite dieses französischen Künstlers war enorm, man sieht von ihm impressionistische, kubistische und surrealistische Bilder, ebenso dadaistische und realistische Arbeiten. Er beeinflusste u.a. auch Polke und Kippenberger.

 

In Mitte präsentierte die Galerie Eigen + Art Martin Eder (geb. 1968 in Augsburg). Er spielt mit seinen „kriegerischen Frauen“, in altmeisterlicher Farbgebung gemalt, mit unserem historischen Gedächtnis und unserer Fantasie bezüglich aktueller Konflikte, in denen Frauen an vorderster Front kämpfen.

 

Nebenan in der Galerie Berlin wurde Stefan Plenkers präsentiert. Stefan Plenkers, 1945 in Ebern/Bamberg geboren, zählt zu den wichtigsten Malerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts in Dresden.  „Plenkers ist bemüht, in seiner Malerei jedweden erzählerischen Duktus zu vermeiden. Beim Preisen der einfachen, immer währenden Dinge des menschlichen Umfelds setzt er auf die Mittel des Malerischen, akzentuiert durch grafische Grundstrukturen sowie durch Zeichen und Chiffren. Die Tiefendimension der Bilder wird häufig allein über die so genannte Farbperspektive realisiert.“ Diese Wikipedia- Beschreibung möchte ich insofern ergänzen, dass Plenkers über eine gehörige Portion Humor verfügen muss. In der Galerie wurden neben seinen repräsentativen, abstrakten Bildern auch entzückende kleine Arbeiten gezeigt, wo er Alltagsgegenstände wie Spiegel, Lampen, Wannen, Teller Bierdeckel etc., vermutlich augenzwinkernd, humorvoll bemalt hat.

 

In der GWC Gallery stieß ich auf Jens Lorenzen (geb. 1961 in Schleswig). Dieser Künstler fotografiert zunächst in Zeitungen / Journalen etc. Zeitgeschehen, Werbung, Prominente. Er mischt im Atelier seine fotografische Beute und malt in aufwändigem, 4 monatigem Prozess in Öl seine hier ausgestellten sehr eindrucksvollen „Wandbilder“, die beim Betrachter automatisch ein „Deja Vue“ auslösen.

 

Die Galerie Mertens präsentierte Pius Fox (geb. 1983 in Berlin). Seine Bilder sind im besten Sinne klassische, abstrakte Malerei. Er verzichtet auf alle lauten und schrillen Farben und bevorzugt das kleine Format und gedeckte Kompositionen.

 

Von Mitte wechselten wir jetzt nach Schöneberg und entdeckten dort die Galerie Tanja Wagner. Die junge Galeristin zeigte Angelika Tronarski (geb.1979 in Polen), die in Düsseldorf lebt und arbeitet. Sie beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit den Widersprüchlichkeiten wissenschaftlicher Glaubenssätze, dem „Werden und Vergehen, Fortschritt und Kollaps, Versuchen und Scheitern“.

 

Mein Kunstbummel endete mit der Entdeckung der Künstlerin Sabine Beuter (geb. 1949 in Hanau). Sie stellte in eigens von ihr angemieteten repräsentativen Räumen ihre „Werke aus drei Jahrzehnten“ aus und überraschte mich mit ihrer Vielfalt und der Qualität ihrer Arbeiten positiv. Ich bewunderte die mutige Selbstvermarktung der Künstlerin, zumal sie seit 2014 nicht mehr arbeiten kann, da sie an ALS erkrankt ist

 

Ein unerwarteter Abschluss meiner „kunstvollen“ Berliner Tage war die zufällige Entdeckung eines wunderschönen, großzügig angelegten und romantischen Innenhofes, den ich in dieser eher nüchternen Umgebung nicht erwartete. Hier bot sich die angenehme Gelegenheit zu einer erholsamen Kunstpause und einem ersten, entspannten Rückblick auf meine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke beim Gallery Weekend 2015.

 

Klaus Weidner Mai 2015

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    MASCH (Donnerstag, 14 Mai 2015 19:01)

    Wundervoll muss es gewesen sein. Diesmal. Das nächste Gallery Weekend, lass` ich mir aber nicht entgehen!
    Danke für die wunderbaren Impressionen durch Galerien und Hinterhöfe...
    Herzlichst
    Dein
    MASCH